Start-ups & agiles Arbeiten – eine Liebesgeschichte in vier Akten
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Wer steht schon nicht auf gute Liebesgeschichten? Wir tun es allemal.
Eine der zur Zeit gehyptesten Romanzen (zumindest den Arbeitsplatz der Zukunft betreffend) ist die von Start-ups und agilem Arbeiten.
Ein Blick auf aktuelle Stellenausschreibungen lässt keinen Zweifel daran, dass kaum ein Unternehmen da draußen heute noch ohne agiles Arbeiten (über)leben kann.
Laut Bitkom waren 2018 bereits rund 50% der deutschen Unternehmen agilen Arbeitsweisen – genauer gesagt, dem agilen Projektmanagement – verfallen. Manch ein Beobachter mag diesen Umstand weniger romantisch als Agilitis (= eine rasant um sich greifende entzündliche Erkrankung) diagnostizieren. Wir aber glauben an die Liebe. Denn tatsächlich hat es einen Grund, warum Start-ups nicht ihre Finger von agilen Strukturen lassen können.
Einen Grund? Nicht ganz … es gibt gleich mehrere gute Gründe. Wir stellen sie in unserer Liebesgeschichte in vier Akten vor.
Warum Start-ups agiles Arbeiten lieben (sollten)
Erster Akt: Agiles Arbeiten stellt den Kunden in den Mittelpunkt
Ein typisches Start-up-Unternehmen kommt selten drumherum, sein Produkt direkt am und mit dem Kunden zu entwickeln. Manchmal ist es auch der Crowdfunding-Prozess, der zukünftige Kunden von Beginn an mit einbezieht.
Aber, wie auch immer der Einstieg in die Entwicklung eines neuen Produkts aussehen mag, letztendlich geht es immer um dieselbe Frage: Wie kann der Erfolg eines Produkts gewährleistet werden?
Etwas, dass sich auch etablierte Unternehmen durchaus öfter fragen sollten, statt einfach Unsummen ins Marketing zu pumpen ... für ein Produkt, dass der Kunde schlimmstenfalls gar nicht braucht.
Ok, verstanden. Aber wie genau hilft jetzt agiles Arbeiten bei der Zusammenarbeit mit dem Kunden?
Hoch lebe die Empirie!
Agiles Arbeiten ist empirisches Arbeiten am Kunden.
In agilen Arbeitsprozessen wird in Intervallen, sogenannten Sprints, gearbeitet. Am Ende eines Intervalls (= mit Erreichung eines Teilziels) wird das Ergebnis (= das bisher erarbeitete Produkt) begutachtet (= ggf. dem Kunden vorgestellt). Es wird so früh wie möglich Feedback von innerhalb und außerhalb des Teams eingeholt. Daraufhin werden Anforderungen ergänzt oder neu priorisiert.
Dieses Vorgehen ermöglicht es Produktentwicklern wortwörtlich agil, also beweglich und flexibel, zu bleiben. Das Produkt kann jederzeit auf Veränderungen oder neue Erkenntnisse hin überarbeitet werden. Und dank des beständigen Kontakts zum Kunden fallen sämtliche Maßnahmen, die am Ende keinen Wert stiften, einfach weg.
Zusammengefasst bedeutet das: Agile Teams arbeiten nicht unbedingt schneller, aber sie lernen schneller was funktioniert und was nicht! Voraussetzung hierfür ist lediglich die gemeinsame Grundeinstellung aller Beteiligten, Entscheidungen häufig hinterfragen zu wollen – also mutig auf neue Herausforderungen und Veränderungen zu reagieren.
Agile Produktentwicklung ist nichts für alle diejenigen, die vor dem Startschuss bereits zu wissen meinen, was der Kunde am Ende haben will.
Und wohlgemerkt ist die Voraussetzung Hinterfragen zu wollen auch nach Innen gerichtet. Die Aufmerksamkeit liegt dann auf dem Impediment (ein gern benutztes Schlagwort in der agilen Gründerszene). Als Impediment werden Arbeitsblocker bezeichnet, wie etwa unrealistische Deadlines oder überholte Technik.
Alles zu seiner Zeit!
Agiles Arbeiten verschiebt wichtige Entscheidungen auf den richtigen Zeitpunkt
Start-up-Gründer übernehmen meistens zu Beginn sämtliche Funktionen selbst. Sie sind nicht einfach nur CEO... auf ihrer To-do-Liste stehen Marketing, Organisation, Personalleitung, Finanzüberwachung etc. Ganz schön viel zu tun also.
Das schrittweise Erarbeiten des finalen Produkts mit dem Kunden ermöglicht Herr über das Chaos im Kopf zu bleiben. Kleine (ggf. aber ausschlaggebende) Entscheidungen können so zum richtigen Zeitpunkt gefällt werden. Das strikte Priorisieren der tatsächlich notwendigen Arbeitsschritte zum gegebenen Zeitpunkt hilft zusätzlich. Wer agil arbeitet, der muss schließlich nicht von Beginn an sämtliche Features des Endprodukts im Detail kennen und star auf deren Materialisierung hinarbeiten.
Zweiter Akt: Agiles Arbeiten nimmt sich Wandel zum besten Freund
Stillstand und die Unfähigkeit, auf Wandel einzugehen, hat schon so manchem Unternehmen das Genick gebrochen. Start-ups hingegen werden klassischerweise ohnehin in einem dynamischen Umfeld geboren. Hier herrscht von vornherein ein Bewusstsein dafür, dass sich Marktsituationen binnen weniger Monate verändern können: Konkurrenten mögen kommen und gehen, Richtlinien werden überarbeitet, Global Player launchen Updates … alles kein Problem für Anhänger des agilen Arbeitens.
Wie wir bereits angesprochen haben, können im agilen Projektmanagement Konzepte leicht überdacht werden, da der notwendige (Zeit-)Raum hierfür ohnehin schon eingeplant ist. Perfekte Bedingungen für erfolgreiches Change Management.
Fazit: Unter agilen Arbeitsprozessen macht Wandel nicht etwa mehr Arbeit, sondern wird schlicht ergreifend zu einem Teil der Produktentwicklung an sich. Wandel und agile Produktentwicklung gehen Hand in Hand.
Dritter Akt: Agiles Arbeiten als Grundbedürfnis der Zukunft
“Ich brauche dich”, hauchen Unternehmen angesichts von Digitalisierung und Schnelllebigkeit dem agilen Arbeiten ins Ohr. Wer sich auf agile Strukturen einlässt, der bleibt auf der sicheren Seite und schafft Werte, die konkret und messbar – und damit (wirtschaftlich) effizient – sind.
Aber wem erzählen wir damit schon noch etwas Neues?
Agilität ist eine gute Lebensversicherung – nicht nur in Krisen – sondern für die Zukunft ganz allgemein. Kienbaum Management Consultants veröffentlichte dazu bereits 2014 eine umfassende Studie , in der immerhin rund 30% der deutschen Unternehmen zugaben, nicht agil genug zu sein, um auf Veränderungen adäquat reagieren zu können. Nichts anderes schützt aber vor Stillstand und Untergang.
Kein Wunder also, dass alle unbedingt agil sein wollen (ob sie es dann tatsächlich sind, steht auf einem anderen Blatt geschrieben).
Die gute Nachricht für Start-ups lautet nun: Start-ups haben es ungleich leichter in agilen Prozessen zu arbeiten, als bereits etablierte Unternehmen. Letztere müssen starre Prozesse und Abläufe zunächst aufbrechen. Start-ups haben die Chance, von Anfang an neue Spielregeln aufzustellen und Mitarbeiter dementsprechend zu rekrutieren.
Warum das so ist? In agilen Teams arbeitet jeder selbstverantwortlich und Hierarchien sind flach bis nicht vorhanden. Jeder ist jedem als Experte in seiner spezifischen Rolle gleichgestellt und beteiligt sich aktiv an der Zielerreichung. Entscheidungsvorlagen von “denen da Oben” fallen weg. Um Kommunikationswege kurz und effektiv zu halten, wird in kleinen Projektteams, bestehend aus Spezialisten, gearbeitet. Diese lassen sich jederzeit neu gruppieren.
Was also für den einen nach Traumjob klingt, bedeutet für den anderen das Aufgeben manch liebgewonnenen Status Quo. Agiles Arbeiten bricht mit traditionellen Strukturen und beruflichen Sozialisierungen. Das funktioniert nur mit entsprechend qualifizierten Mitarbeitern und einer agilen Führung, die Autonomie und Selbstorganisation zu schätzen wissen.
Vierter Akt: Agiles Arbeiten ist eine attraktive Galionsfigur …
… es ist die Vorzeigefrau, das Schmuckstück des Hauses. Wer es besitzt, wird selbst um einiges attraktiver. Und zieht umso mehr Attraktives an (wie wir in Kürze noch feststellen werden).
Schuld daran ist vor allem, dass agiles Arbeiten die Förderung von Kreativität verheißt. Aber nicht nur das.
Agiles Arbeiten kommt im attraktiven Doppelpack
Agiles Arbeiten bedarf selbst attraktiver Leitbilder. Im Grunde genommen kommt agiles Arbeiten also immer im attraktiven Doppelpack. Unternehmensziele und -philosophie spielen eine fundamentale Rolle für eine erfolgreiche, agile Organisation. Agile Teams brauchen Leitbilder zur Orientierung – und als Kit für Zusammenhalt.
Das Streben nach der Verwirklichung einer höheren Idee zieht die besten (= attraktivsten) Kompetenzen magisch an. In diesem Sinne werden Mitarbeiter zu Freiwilligen, die unter Einsatz all ihrer individuellen Fähigkeiten bestrebt sind, diese höhere Idee Schritt für Schritt umzusetzen. Sie identifizieren sich mit den Unternehmenszielen und zeigen sich dementsprechend überaus motiviert (ganz im Gegensatz zu Personal, das erst mitgerissen werden muss).
Und das ist letztendlich auch genau das, was agile Teams so attraktiv macht: ihr gemeinsames Verständnis von konkreten Arbeitsergebnissen, also ihr agiles Mindset.
Hört sich das für Sie alles ein bisschen zu abgehoben ab?
Nun ja, lassen Sie uns Ihnen sagen, dass die Begründer des agilen Arbeitens sich 2001 sogar dazu berufen fühlten, ein Manifest zu verfassen. Ganz in agiler Manier ist es überaus effizient gehalten. In lediglich vier Grundfesten demonstriert es, worauf es beim agilen Arbeiten wirklich ankommt:
Seit 2001 ist viel passiert. Agile Begrifflichkeiten und agile Arbeitsmethoden, die ehemals nur in IT und Software-Entwicklungsabteilungen zu finden waren, finden längst auch in anderen Unternehmensbereichen Anwendung. Kanban (= Visualisierung des Workflows), Scrum (= Aufteilung der Projektlaufzeit in Sprints) und Product Owner (= Person, die die Produktvision managt) können schließlich auch beim Erstellen von Content hilfreich sein.
Ja, Sie haben richtig geraten – auch dieser Blogbeitrag ist unter Anwendung agiler Strukturen entstanden. Womit wohl spätestens jetzt eindeutig klar geworden sein sollte, dass wir bei Pleo agiles Arbeiten in sämtlichen Unternehmensbereichen willkommen heißen. Nicht zuletzt sind selbst unsere smarten Kreditkarten ein Produkt aus und für mehr Agilität im Arbeitsalltag.
Und Sie? Ist für Sie agiles Arbeiten heute auch schon Gegenwart, statt nur Zukunftsmusik?
Wo auch immer Sie sich auf ihrer persönlichen Reise zu mehr Agilität aktuell befinden, wir hoffen, wir konnten Sie ein bisschen inspirieren.
Und eines noch zum Schluss: Welche agilen Methoden Sie letztendlich in welchen Bereichen Ihres Unternehmens oder Start-ups integrieren ist weniger wichtig als die Pflege einer agilen Kultur allgemein!